Erhebungsdesign
Mit der NEPS-Studie betritt die Bildungsforschung in Deutschland Neuland und übernimmt auch international eine Pionierrolle. Bisher haben viele Bildungsstudien, darunter auch so prominente wie PISA, Momentaufnahmen des Bildungswesens geliefert. Welche Erfahrungen die einzelnen Bildungsteilnehmerinnen und Bildungsteilnehmer danach machen und wie ihre weitere Bildungsbiografie verläuft, kann man auf diese Weise allerdings nicht erfassen.
Die NEPS-Studie ermöglicht es zum ersten Mal, Bildung in Deutschland über die ganze Lebensspanne hinweg zu betrachten. Zu diesem Zweck werden dieselben Personen mehrmals an verschiedenen Stationen ihres Bildungswegs befragt (ein sogenannter Längsschnitt oder „Panel“), so dass sich die einzelnen Momentaufnahmen schließlich zu einer Bilderfolge zusammenfügen und man Veränderungen über die Zeit beobachten kann. Damit wird es auch möglich, bestimmte Ereignisse – wie beispielsweise einen Wechsel der Hochschule oder den erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben – auf ihre Ursachen, z. B. die Studienbedingungen oder einen Auslandsaufenthalt, zurückzuführen oder zu untersuchen, welche Wirkungen und Konsequenzen mit ihnen verbunden sind.
Vorgehensweise und Inhalte
Methodisch zeichnet sich die NEPS-Studie „Hochschulstudium und Übergang in den Beruf“ nicht nur dadurch aus, dass wir dieselben Personen mehrmals befragen, sondern auch durch den Einsatz verschiedener Befragungsmethoden.
In einem ersten Schritt wurden Studienanfängerinnen und Studienanfänger auf dem Postweg um ihre Teilnahme gebeten und teilweise auch in den Lehrveranstaltungen für Erstsemester kontaktiert. Dabei wurden sie gebeten, einen kurzen Fragebogen auszufüllen, in dem es vor allem um Merkmale des Studiums, beispielsweise um die Art des angestrebten Studienabschlusses oder die Art der Hochschule, aber auch um die Erfahrungen mit Einführungsveranstaltungen sowie Angeboten für Studienanfängerinnen und Studienanfänger ging.
Die dabei gewonnenen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer werden seither regelmäßig am Telefon und online befragt. In den telefonischen Befragungen möchten wir z. B. gerne mehr über den Bildungsweg und die Erwerbsgeschichte erfahren. In den Online-Befragungen wenden wir uns zum einen ausführlicher der Situation von Studierenden und den Erfahrungen im Studium zu. Dabei interessiert uns insbesondere, wie Studierende die Studienanforderungen und die Qualität von Studium und Lehre wahrnehmen. Zum anderen fragen wir auch, wie der weitere Lebensweg nach Beendigung des Studiums – sei es mit oder ohne Abschluss – aussieht. Darüber hinaus werden in den Befragungen die Bedingungen in der Herkunftsfamilie, Partnerschaft und der eigenen Familie, die Studienfinanzierung und die gesundheitliche Situation sowie Interessen und Zukunftserwartungen thematisiert. Denn erst zusammen mit diesen Informationen ergibt sich ein vollständiges Bild, das es ermöglicht, Bildungsverläufe und Kompetenzentwicklung zu verstehen.
Ein erfolgreicher Bildungsweg steht in einem engen Zusammenhang mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Studierende vor dem Studium erworben haben und während ihres Studiums entwickeln. Um diese Kompetenzen und deren Entwicklung zu erfassen, werden ergänzend zu den eben beschriebenen Befragungen spezielle Erhebungen durchgeführt. Im ersten Jahr standen dabei die Bereiche Mathe und Deutsch im Fokus. Später kommen andere Kompetenzbereiche dazu, etwa Fähigkeiten im Umgang mit Informationstechnologien oder soziale Kompetenzen. Manche Kompetenzbereiche werden nach einigen Jahren noch einmal erhoben, um die Entwicklung dieser bereichsspezifischen Fähigkeiten zu messen.
Grundgesamtheit und Zielgruppe
Die Zielgruppe der NEPS-Studie „Hochschulstudium und Übergang in den Beruf“ sind zufällig ausgewählte Studienanfängerinnen und Studienanfänger des Wintersemesters 2010/11. Als „Generalprobe“ wurde bereits im Wintersemester 2009/10 eine Vorstudie (Pilotstudie) begonnen, in der eine kleinere Gruppe von Studierenden das Befragungsinstrument auf Herz und Nieren testet.
Damit die NEPS-Studie langfristig funktioniert, sind wir auf die Unterstützung der ausgewählten Personen angewiesen – egal, ob sie noch studieren, das Studium mittlerweile abgeschlossen haben oder sich ohne Hochschulabschluss neuen Aufgaben widmen. Denn nur, wenn alle ausgewählten Personen regelmäßig teilnehmen, können wir aufschlussreiche Erkenntnisse über Bildungs- und Erwerbsverläufe in Deutschland gewinnen.