Lebenszufriedenheit durch Corona-Auswirkungen deutlich gesunken
Ältere Erwachsene standen mit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder im Fokus der Aufmerksamkeit – als besonders gefährdete Risikogruppe, Höchstpriorisierte bei den Impfungen und bei der Diskussion um die Folgen sozialer Isolation. Mithilfe von Daten der NEPS-Studie "Bildungsverläufe in Deutschland" konnte nun erstmals differenziert nach Altersgruppen die Lebenssituation von Erwachsenen während des ersten Lockdowns in Deutschland untersucht werden, wobei insbesondere die Zufriedenheit und die Zukunftserwartungen von über 65-Jährigen betrachtet wurden. Es zeigt sich: Ältere teilen dieselben Sorgen, insbesondere darüber, dass die Kluft zwischen Arm und Reich weiter wächst. Ernsthafte Geldprobleme bei sich oder Nahestehenden erwarten ältere dagegen deutlich seltener als jüngere Jahrgänge.
Für die Auswertung wurden die Antworten von 2.273 Erwachsenen zwischen 33 und 76 Jahren herangezogen, die regelmäßig im Rahmen der NEPS-Studie befragt werden und im Mai 2020 an einer Corona-Zusatzerhebung teilgenommen haben. Bei der Analyse wurde die Lebenssituation der Befragten im Alter von über 65 Jahren mit der von jüngeren Befragten verglichen – zum einen im Hinblick auf die aktuelle Lebenszufriedenheit, zum anderen bezüglich ihrer Erwartungen an die Zukunft.
Ältere nicht stärker belastet
Erwartungsgemäß hat die Corona-Pandemie in Verbindung mit dem ersten Lockdown die Lebenszufriedenheit der Menschen verringert – um knapp einen Punkt auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden). Dieser Befund zeigt sich in allen Altersgruppen gleichermaßen. Befragte über 65 Jahre waren also vom Lockdown mit all seinen sozialen Folgen nicht stärker betroffen als jüngere Erwachsene. Zu den individuellen Gründen für den Rückgang der Zufriedenheit in den verschiedenen Altersgruppen lässt die Befragung jedoch keine Rückschlüsse zu.
„Dass der Rückgang der Zufriedenheit bei allen Altersgruppen etwa gleich stark war, hat uns überrascht“, so Dr. Philipp Handschuh, Hauptautor der Auswertung. „Wir hatten vermutet, dass die Zufriedenheit der Älteren durch Reduktion der sozialen Kontakte besonders leidet. Allerdings muss man einschränkend sagen, dass wir bei unserer Online-Umfrage natürlich vor allem die Älteren mit Zugang zu digitalen Technologien erreicht haben, durch die fehlende persönliche Sozialkontakte zum Teil ja auch kompensiert werden konnten.“
Ältere und Jüngere teilen dieselben Sorgen
Bei der Frage nach ihren Sorgen zeigte sich, dass alle untersuchten Altersgruppen in ähnlichem Ausmaß eine Überlastung des Gesundheitssystems oder eine längere schwere Wirtschaftskrise fürchten. Am stärksten war dabei die Sorge darüber ausgeprägt, dass die finanzielle Kluft zwischen Arm und Reich durch die Pandemie weiter wachsen werde.
In Bezug auf ihre Erwartungen für die Zukunft zeigten sich wiederum Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Befragte über 65 Jahre hielten eigene Geldprobleme, eine Einschränkung ihres Lebensstandards oder mögliche finanzielle Notlagen ihrer Angehörigen für deutlich weniger wahrscheinlich als jüngere Befragte. Auch die Erkrankung von Angehörigen an Corona hielten die Älteren für unwahrscheinlicher. Lediglich wenn es um die eigene Gesundheit geht, rechneten alle Altersgruppen etwa gleich stark mit Einschränkungen.
Alle Ergebnisse der Auswertung gibt es im vollständigen Bericht „Ältere Erwachsene in der Corona-Krise“, der auch unter www.lifbi.de/corona zu finden ist.